Dohrenberg
Offenflächen am Dohrenberg
Der Dohrenberg ist ein Gebiet, dass im Nordosten unmittelbar an die Ortschaft Einbeck-Salzderhelden angrenzt. In diesem Bericht geht es weniger um die bewaldete Kuppe des Dohrenbergs, sondern um seinen Hang zum Leinetal mit Relikten einer ehemaligen Weidelandschaft.
Die Kalkmagerrasen, Streuobstwiesen und Gebüsche sind Lebensraum seltener Arten. Sie werden auf der Märchenwald-Website dargestellt, weil sie zu den naturkundlichen Besonderheiten bei Einbeck zählen, aber auch weil die Erforschung ihrer seltenen Arten mit den Untersuchungen im Märchenwald verknüpft ist.
Der Dohrenberg weist einen kleinräumigen Wechsel von Kalksteinen des Muschelkalk und eher tonigen Buntsandstein-Schichten auf. Historisch gesehen sind die Magerrasen auf alten Huteflächen entstanden, auf denen früher tagsüber Schafe gehütet wurden und später auch Kirschbäume als Streuobstwiesen angepflanzt wurden. Die stark geneigten Magerrasen sind ein sonnenexponierter und sehr trockener Lebensraum. Nur bestimmte Pflanzen und Tiere haben Strategien entwickelt, um in diesem extremen Klima überleben zu können. Wärme liebende Heuschrecken und Schmetterlingsarten sowie seltene Orchideen finden hier ihr Zuhause.
Das Gebiet ist durch einen zwei Kilometer langen Rundweg erschlossen. Auf dem Weg gibt es eine Schutzhütte, Aussichtspunkte und Infotafeln. Ausgangspunkt für die Navis ist Grepenweg 2 in Salzderhelden. Der Bahnhof Einbeck-Salzderhelden ist zu Fuß nur 700 Meter entfernt.
Biotoppflege nötig für Erhalt der Artenvielfalt
Bereits im Kreisheimatbuch von 1924 wurden Besonderheiten der Region rings um den Dohrenberg erwähnt. Seit vielen Jahren werden von Naturinteressierten Pflanzen und Tagfalter beobachtet und z.T. auch schriftlich festgehalten. Albert Thormann (verstorben) und seiner Tochter Michaela Mehle-Hundertmark lag das Kleinod „Dohrenberg“ bei Salzderhelden schon früh am Herzen. Beide kennen den Kalktrockenrasen schon seit Jahrzehnten. Beim Erzählen über Pflanzen Schmetterlinge und andere Erlebnisse strahlten beide vor innerer Freude.
Ab 2012 wurden zunächst die Pflanzen und Tagfalter von Henning Städtler systematisch erfasst. Bei Bestimmungen, die zweifelhaft erschienen, wurden immer wieder Experten befragt.
Schon bald wurde klar, dass dringende Pflegemaßnahmen zum Erhalt der besonderen Trockenrasenstrukturen in der Kulturlandschaft erforderlich sind. Nach Absprache u.a. mit der Unteren Naturschutzbehörde werden mit einem Balkenmäher und mit Freischneidegeräten die hohe Vegetation und unerwünschte Büsche bodeneben abgemäht. Das Mähmaterial wird anschließend aus der Fläche am Rand der Flächen transportiert, damit es nicht zu einem unerwünschten Nährstoffeintrag im Boden führt.
Die fachgerechte Pflege wird inzwischen von der AKB-Stiftung finanziert, so dass eine jährliche Mahd möglich ist und eine weitere Verbuschung der Kalkmagerrasen-Reste gestoppt werden konnte.
Alle Wegränder und Bankette am Dohrenberg (von der Asphaltstraße bis Waldeingang) sind von der Vegetation her äußerst bedeutsam und sollten zum Schutz der Schmetterlinge und anderer Insekten auf keinen Fall vor November gemäht werden. Eine frühere Mahd im Zustand der Spätblüte würde einen Verlust von Insekten bedeuten. Einzelne Großsträucher an Hunds-Rose, Weißdorn, Schwarzdorn etc. werden bei den Pflegemaßnahme auf den Flächen belassen.
Fund seltener Arten
Zu den botanischen Besonderheiten zählen Küchenschelle, Mannsknabenkraut, Weiße Braunelle, Helmknabenkraut, Purpurorchis, Fliegenragwurz, Kalkaster, Lothringer Lein, Deutscher Enzian, Fransenenzian, Ackerwachtelweizen u.a. Auch Erwin Bruns, Botaniker und Pflanzenexperte, früher beim NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft Küsten- und Naturschutz), hatte dem Dohrenberg einen Besuch abgestattet. Seine besondere Aufmerksamkeit galt der Berg- oder Kalkaster (Aster amellus) und der Weißen Braunelle (Prunella laciniata). Überrascht war Bruns von einigen besonders großen Exemplaren des „Deutschen Enzians“, der 2017 mit einer Wuchshöhe von fast einem halben Meter und über 50 Einzelblüten an einem Blütenstängel glänzte.
2023 und 2024 wurden intensive Nachtfalter-Erfassungen durch Dr. Reiner Theunert und Henning Städtler gemeinsam durchgeführt. Ende 2024 konnten bisher rund 380 verschiedene Tag- und Nachtfalterarten nachgewiesen werden. Einige der besonderen Nachtfalter sind (RL=Rote Liste: 0=ausgestorben, 1=vom Aussterben bedroht, 2=stark gefährdet):
- Atralata albofascialis, RL 1 NRW, eine Sichtung
- Limenitis camilla, Kleiner Eisvogel, RL Nds. 2
- Melitaea aurelia, Ehrenpreis-Scheckenfalter, RL Nds. 1
- Hamearis lucina, Schlüsselblumen-Würfelfalter, RL Nds. 1, eine Sichtung
- Boloria dia, Magerrasen-Perlmuttfalter, RL Nds. 1, eine Sichtung
- Cupido argiades, Kurzschwänziger Bläuling, RL Nds. 0, eine Sichtung
- Satyrium spini, Kreuzdorn-Zipfelfalter, RL Nds. 1, ein bis zwei Sichtungen pro Jahr
- Siona lineata, Schwarzader-Weißflügel-Spanner, RL Nds. 1
- Papilio machaon, Schwalbenschwanz, RL Nds. 2
- Pyrgus amoricanus, Zweibrütiger Dickkopffalter, erst seit wenigen Jahren in Niedersachsen / keine RL, Erstnachweis 2022, fliegt noch im September/Oktober
- Argynnis adippe, Feuriger Perlmuttfalter, RL Nds. 1, Erstnachweis für die Region 2023
- Idaea muricata, Purpurstreifen-Zwergspanner, RL Nds. 2
- Hoplodrina ambigua, Hellbraune Staubeule RL Nds. 2
- Acasis viretata, Gelbgrüner Lappenspanner, RL Nds. 2
- Catocala sponsa, Großes Eichenkarmin, RL Nds. 2
- Eupithecia insigniata, Obsthain-Blütenspanner, RL Nds. 2
- Cryphia algae, Dunkelgrüne Flechteneule, RL Nds. 2
- Egira conspicillaris, Holzrindeneule, RL Nds. 1
- Alucita grammodactyla, Skabiosen-Geistchen, aus Niedersachsen zuvor nicht bekannt gewesen
Zeitungsartikel zum Dohrenberg und den neuesten Artenfunden dort finden Sie unter Infothek > Zeitungsartikel im Abschnitt Dohrenberg.
Fazit
Der Natur-Erlebnisraum-Dohrenberg bietet nicht nur herrliche Aussichten in die freie Landschaft, sondern ist auch ein Kleinod aus botanischer und faunistischer Sicht. Von seiner Bedeutung her kann sich der Dohrenberg mit seinen Trockenrasenflächen mit Naturschutzgebieten wie „Altendorfer Berg“ und „Weper“ in eine Reihe stellen.
Hinweis:
Die Fotos können durch Anklicken vergrößert werden.
Die Titelbildsequenz zeigt: Bergaster, Ehrenpreisscheckenfalter, Kirschblüten, Küchenschelle, Info-Tafeln Natur-Erlebnis-Raum, Schlüsselblumen zusammen mit Manns-Knabenkraut.