Käfer im Märchenwald

Der Biologe Ludger Schmidt hat bei Untersuchungen der Käferfauna im Verlauf des Jahres 2013 im Märchenwald 398 Käferarten gefunden. Die 12.434 Individuen wurde überwiegend mit Fallen gefangen. Mit Folgeuntersuchungen in den Jahren 2016 bis 2018 von Dr. Reiner Theunert mit weiteren Erfassungsmethoden erhöhte sich die Zahl auf 503 erfasste Käferarten aus 70 Familien.

Unter den bis Ende 2017 erfassten Käfern waren 237 xylobionte Käferarten, also Arten, die in irgendeiner ihrer Lebensphasen an Holz gebunden sind. Außerdem 58 Arten der Roten Liste der Käfer Deutschlands. Mit dem räuberisch an Altbuchen lebenden Stutzkäfer Aeletes atomarius war eine Urwaldreliktart darunter.

Da bei Fang und Suche auf Aufhacken und Zerstörung von Totholz verzichtet wurde, sind mulmbewohnende Arten unterrepräsentiert: Somit sind zukünftig noch »Überraschungen« wahrscheinlich.

Von den im Märchenwald vertretenen Käfern der Roten Liste sind mindestens 10 Arten in ihrer Entwicklung an Buchen gebunden (teils an Buchenholz, teils an auf Buchen wachsende Zunderschwämme). Nur 2 Arten sind fest an Eichen gebunden, 2 weitere bevorzugen Eichen.

Wärmeliebende Käferarten sind in dem leicht nordexponierten Märchenwald wenig vertreten. Dafür kommen Arten kühl-feuchter Mittelgebirgswälder vor, wie etwa der seltene Schluchtwald-Laufkäfer Carabus irregularis, der Metallische Grabläufer Pterostichus burmeisteri und der Blattroller Deporaus tristis.

Insgesamt fällt bei den Käfern auf, dass viele altholztypische Arten vorkommen. Dass darunter nur eine Urwaldreliktart ist, deckt sich mit den Kenntnissen über die Waldgeschichte, die auf eine vorübergehende mittelalterliche Entwaldung hindeuten und somit auf eine fehlende Totholztradition. Die Käferexperte Ludgar Schmidt und Reiner Theunert stufen den Märchenwald entsprechend den Artfunden als »Gebiet von überregionaler bis landesweiter Bedeutung« ein.

Die Käferliste und die umfassende Forschungsberichte stehen im Bereich Infothek > Downloads zum Download bereit.

Weitere Käfer wurden 2015 entdeckt: Beim Kartieren von Schmetterlingen fand Dr. Reiner Theunert am 10. Juni 2015 beim Abklopfen von Himbeersträuchern nach Raupen unweit einer alten 'blutenden' Bergulme einen Rotblauer Ulmenprachtkäfer (Agrilus auricollis). Die Art war aus Niedersachsen bisher nicht bekannt. Es handelt sich somit um einen Erstnachweis für Niedersachsen. Zugleich ist es der nördlichste Nachweis dieser Art überhaupt. Entwicklungsort dürfte die besagte Bergulme im Märchenwald gewesen sein. Eine weitere bemerkenswerte neu entdeckte Art ist der Wespenfächerkäfer (Metoecus paradoxus), der in Niedersachsen 70 Jahre lang als verschollen galt.

2017 hat Theunert Käfer über das ganze Jahr Käfer im Märchenwald mit ergänzenden Methoden erfasst: Statt den 2013 eingesetzen Fallen kamen Lichtanlagen zur Anlockung von Käfern, Lockstoffe (Dung) und spezielle Suchmethoden zum Einsatz. Die insgesamt erfasste Zahl von 405 Käferarten ist für Niedersachsen herausragend hoch, vor allem wenn man berücksichtigt, dass es keine offenen Waldränder und keine wärmebegünstigten, südexponierten Waldflächen im Märchenwald gibt.

Außerdem hat Theunert 2018 noch in an den Märchenwald angrenzenden Teilen die Verbreitung von Lauf- und Bockkäferarten untersucht und in Karten dargestellt.


 

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Titelbild: Lederlaufkäfer (Carabus coriaceus)
 

Die zeitaufwändigen Käfererfassungen wurde finanziell von der Umweltstiftung Greenpeace ermöglicht.
 
Direktlink zum Bericht zu Käfern 2017 (PDF).