Vom Forst zum Urwald

Der Wald auf dem Wendfeld, zu dem der Märchenwald zählt, war jahrhundertelang als Mittelwald bewirtschaftet. In ihm wurden gezielt Eichen zur Bauholzgewinnung gepflanzt, während dazwischen in der sogenannten Hau-Schicht häufig Kahlschläge zur Brennholzgewinnung stattfanden.

Die Haselgebüsche, Weißdorne und auch die mehrstämmigen Feldahorne und weitere Bäume, die aus Stockausschlägen heranwuchsen, sind Relikte dieser Hau-Schicht zwischen den großen Bäumen.

Von der Artenzusammensetzung her kann besonders im östlichen Teil vom Märchenwald (Forstabteilung 39) ein häufiger 10-15 jähriger Holzeinschlag angenommen werden. Denn ein typischer Mittelwaldbetrieb mit seltenerem Brennholzeinschlag (etwa alle 20-30 Jahre) hätte auf dem reichen Standort in der Unterschicht Hainbuchen und eventuell Rotbuchen anstatt der Sträucher gefördert. In der Unterschicht sind die meisten Hain- und Rotbuchen aber erst seit ca. 1930 aufgewachsen und nur wenige aus Stockausschlägen hervorgegangen.

Die "Hau-Schicht" darf durchwachsen

Nach der letzten Rodung der Hau-Schicht sind auffällig viele Birken auf den Freiflächen zwischen den Eichen gekeimt. Sie dürften 80 bis 100 Jahre alt sein. Zusammen mit dem Alter der Stockausschläge lässt sich also ein letzter Einschlag der Brennholzschicht auf vor 1930 datieren.

Seither hat sich der Märchenwald von einem Mittelwald weiterentwickelt. Die Umwandlung in einen typischen Hochwald mit gleichalten Bäumen unterblieb. Stattdessen hat die Ungleichaltrigkeit der Bäume zugenommen. Manche Bäume aus der Hau-Schicht sind durchgewachsen.

Urwaldtypisches Alt- und Totholz nimmt zu

Durch Bewirtschaftung der letzten Jahre wurde zwar ein Teil der alten Eichen und Eschen gefällt, doch auf Durchforstungen verzichtet. So konnte der Anteil an stehenden und liegenden Totholz deutlich ansteigen und zum Lebensraum für altholz- und urwaldbewohnende Organismen werden. Der wesentliche Unterschied zwischen Urwäldern und naturnahen Wirtschaftswäldern ist die Menge an Totholz und alten Bäumen in einem Teil der Entwicklungsphasen.

Seit dem Ende der Holznutzung Anfang 2013 kann sich der alte Wald weiter in Richtung Urwald entwickeln und die Menge an Alt- und Totholz dürfte weiter ansteigen.

2013 begannen Studierende der Forstwirtschaft an der HAWK mit Untersuchungen, die nach einem aus Naturwaldreservaten bewährten Verfahren die Waldstruktur mit Alt- und Totholz, sowie die Bestandsstrukturen und Wuchsdynamik im Märchenwald aufnehmen. Mit Abschluss dieser Bachelorarbeiten liegen Informationen vor, an Hand derer mit späteren Folgeuntersuchungen der Weg zum Urwald wissenschaftlich verfolgt werden kann.

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