Meldungen zum Märchenwald

Sechs Spechtarten kommen vor

Mit 6 Arten, von den 3 auf der Roten Liste stehen verfügt der Märchenwald über einen für diese Waldgröße ungewöhnliche Specht-Artenvielfalt. Dr. Hermann Hondong von der Universität Göttingen hat das Spechtvorkommen untersucht.

An einem einzigen Vormittag bei schönstem Vorfrühlingswetter konnte er direkt im und unmittelbar an der Grenze des Märchenwaldes alle sechs Spechtarten nachweisen, die bei uns im Wald leben können.

Bunt-, Schwarz-, Mittel-, Grau-, und Kleinspecht und am Rande den Grünspecht. Beim Mittel- und Grauspecht konnte er jeweils zwei Individuen beobachten.

Spechte gehören zu der am stärksten von Bäumen abhängigen Wirbeltiergruppe. Sie benötigen Baumhöhlen als Brut-, Schlaf- und Ruheplatz. Sie suchen auf grobborkiger Rinde oder in abgestorbenem und morschen Holz nach Nahrung. Waldbestände mit vielen verschiedenen Spechtarten deuten auf einen hohen Artenreichtum von Tier- und Pflanzengruppen hin. Viele Spechtarten zeugen von einem hohen Natürlichkeitsgrad und geben Auskunft über das Alter des Waldes und die Menge an morschen und abgestorbenen Bäumen. Sie sind auch Indikator für eine hohe Tierartenvielfalt in Wäldern. Spechte sind "Schirmarten" für viele andere Tiere, die verlassene Spechthöhlen als Wohn- und Brutplatz nutzen.

Alle sechs Spechtarten auf so engem Raum anzutreffen ist selten in Niedersachsen. Hinsichtlich der Häufigkeit in Niedersachsen kann man von folgender Reihenfolge ausgehen:
Buntspechte sind weitem Abstand am häufigsten vor Schwarz- und Grünspecht. Dann folgen mit noch weiterem Abstand die seltenen Arten Klein-, Mittel- und Grauspecht. "In dieser Reihenfolge nehmen die Spechtvorkommen leider auch ab", so Hondong. Der Buntspecht ist so erfolgreich, weil er die einzige Art ist, die auf pflanzliche Nahrung wie Baumsamen ausweichen kann. Daher ist er in der Lage auch in intensiv genutzten Wirtschaftswäldern als einzige Spechtart zu überleben.

Wichtige Voraussetzung für die seltenen Spechtarten ist eine große Anzahl von Bäumen mit grobborkiger Rinde – im Falle des Märchenwaldes alter Eichen - , die für die Nahrungssuche genutzt werden. Noch bedeutender ist ein hoher Vorrat von lebenden Bäumen mit morschen oder abgestorbenen Teilen sowie toten Bäumen, an denen die Spechte Insekten finden. Grau-, Mittel- und Schwarzspecht sind durch die Vogelschutzrichtlinie der Europäischen Union besonders geschützt. Der Grauspecht ist in Niedersachsen nur in Südniedersachsen mit einer geringen und schrumpfenden Population verbreitet. In der Roten Liste der Brutvögel Niedersachsens wird er deshalb als "vom Aussterben bedroht" geführt. Grün- und Kleinspecht sind als "gefährdet" eingestuft. Besonders für den Grauspecht besteht der größte Handlungs- und Schutzbedarf. Wenn viele Waldbesitzer dem Beispiel der Stadt Einbeck mit dem Märchenwald folgen würden, könnten für den Grauspecht wieder steigende Überlebenschancen bestehen.

Quelle: Presseinfo Henning Städtler
Datum: 02.04.2014